Blog 17: Nackte Erdmännchen in Teneriffas Büschen

Teneriffa scheint mir eine recht offene Freikörperkultur zu haben. Mehrere FKK-Strände sind über die Insel verteilt und einen davon habe ich letztes Jahr mal genauer unter die Lupe genommen.

Im Internet steht geschrieben: „Am längsten Sandstrand Teneriffas kann man sich sonnen wie man will“… Der eine tut’s mit … der andere lieber ohne … Badeklamotten.

Ich bin zwar keine richtige Nudistin, aber Kulturstreifen hasse ich wie die Pest und pure Sonne auf purer Haut … das ist reine Medizin für mich. Also ein vermeintlich geschütztes Plätzchen in den Dünen und Büschen des Strands gesucht, Klamotten ausgezogen und hingelegt. Ich habe mich weder großartig bewegt, noch irgendeinen Pieps von mir gegeben, noch auffällig gerochen… Aber irgendetwas muss ich verströmt haben … … was die Männer scharenweise anzog. Aber vielleicht kennen die einfach die von Frauen bevorzugten Plätze … keine Ahnung. Es dauerte jedenfalls keine 10 Minuten und ein Radfahrer kam schiebend und schnaufend an meiner kleinen Sandburg in den Büschen vorbei. Er grüßte freundlich auf Spanisch. Ich grüßte verhalten freundlich und knapp zurück. Zwei Minuten später setzte er sich ca. 3 m vor mir in den Sand und gab mir mimisch zu verstehen, dass Fahrradfahren anstrengend ist und er jetzt gedenkt, vor mir im Sand sitzend, eine Pause zu machen. Seine Erholung bestand darin, dass er mich ungeniert beglotzte und sich unübersehbar eine Beule in seiner Hose formte, obwohl ich mich wohlweislich auf den Bauch gedreht hatte und ihm ebenfalls mimisch zu verstehen gegeben habe, dass ich mit seiner Pause in meiner Nähe nicht einverstanden bin. Er ließ sich nicht beirren. Ein Blick auf meinen Hintern schien ihn total geil zu machen. Ich fauchte ihn verbal an, deckte mich zu und überlegte aufzustehen, um diese Situation zu verlassen. Das ist ja Fleisch Beschauung pur. Und die Penetranz, mit der es tat, fand ich erschreckend. Nach ein paar Minuten, die mir wie Stunden vorkamen, zog er Leine und ich atmete tief durch. Buah! Was war das denn bitte?

Aber kaum war der eine weg… kam der nächste: ein älterer Mann, ebenfalls mit dunkler Sonnenbrille und einem T-Shirt bekleidet, aber untenrum praktischerweise gleich nackt. Seinen Gruß überhörte ich und als er Anstalten machte, sich an dieselbe Stelle wie der Radfahrer zu setzen, fauchte ich gleich los. Auch er ließ sich nicht beeindrucken. Single Frauen, die sich nackt in die Sonne legen, scheinen keine Rechte zu haben und dürfen sich mit der Erfahrung auseinandersetzen, wie Freiwild behandelt zu werden. Besagter Halbnackter reagierte auf meinen zugedeckten Körper ebenfalls mit einer beachtlichen Latte, die wie ein Fahnenmast im Wind schwang. Selten zuvor habe ich so einen riesigen Penis zu Gesicht bekommen. Und mit so einem großen Teil dürfte es auch echt nicht einfach sein, eine Frau zu finden, die anatomisch kompatibel ist. Aber was geht mich das an? Ich will einfach nur nackt in der Sonne liegen und dachte ganz naiv, dass man so etwas an FKK-Stränden tun kann ohne belästigt zu werden. Als ich Anstalten machte, protestierend diesen Ort zu verlassen, stand er auf und suchte sich mit seiner Lanze sein nächstes Opfer. Danach hatte ich ein bisschen Ruhe (wenn man mal von den Gaffern aus der Ferne und den Huschern absieht, die nur mal kurz über den Busch guckten). Ich nahm ein Buch, las etwas, bräunte mich von vorne und von hinten … und als Nr. 3 kam … stand ich auf und verschwand … wort- und blicklos.

Als „stockschwule“ Frau … mag ich Männer wirklich gern und mit dem Thema Sex habe ich gelernt, total offen und unverblümt umzugehen. Aber was ich absolut nicht akzeptieren kann (und auch nicht will) ist, wenn ein Mann meint, ich habe ihm zu dienen, sobald ER Lust verspürt… also wenn ich in eine Opferhaltung gedrängt werde und mir jegliches Mitspracherecht abgesprochen wird. Ich flirte selbst sehr gerne und habe auch Spaß, das männliche Balzverhalten zu studieren. Obwohl ich noch viel lieber auf das Balzen verzichte, da es in meinen Augen ausschließlich der Paarung dient und ich persönlich mehr an den tieferen, berührenden Begegnungen interessiert bin. Aber sobald ich merke, dass der Mann mich als niederes Wesen behandelt bzw. behandeln will … werde ich aufmüpfig. Also entweder auf selber Augenhöhe oder gar nicht … ist immer mehr meine Devise. Und mittlerweile achte ich immer mehr auf eine Verbindung von Herz zu Herz. Wenn ich jemanden nicht fühlen kann, bedeutet das meistens, dass er eine Schutzmauer um sein Herz errichtet hat. Für eine wirklich tiefe Begegnung zwischen Mann und Frau ist es aber wichtig, sich offen und verletzlich zu zeigen. Ja, den Mut zu haben, auch seine Schattenseiten zu präsentieren und vor allen Dingen: sich hinzugeben. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, diesbezüglich den ersten Schritt zu machen. Ich bin gerne schonungslos ehrlich, nehme selten ein Blatt vor den Mund und wenn ich es nicht gerade mit einem Super Macho oder professionellen Manipulierer zu tun habe: gebe ich mich hin. Und damit ist nicht gemeint, dass ich gleich Sex mit ihm habe (mitnichten), sondern, dass ich voll präsent bin. Ich schenke dem Mann meine 100%ige Aufmerksamkeit und bin dabei achtsam und entspannt zugleich.

Und mit dieser Ansicht werde ich schon oft als Emanze eingestuft. Männer scheinen Angst zu haben, sich mit Frauen auf gleiche Augenhöhe zu begeben. Nach meiner Erfahrung ist das auch erst möglich, nachdem man eine Verbindung von Herz zu Herz fühlt. Bei allem anderen regiert und dirigiert der Kopf. Und der Kopf, unser Denker, hat diverse Stör Programme zu laufen, die er permanent runterspult. In der Software unseres Denkers läuft dann z.B. so ein uraltes Programm wie: „Zeig keine Gefühle, sonst wirst du als Schwächling eingestuft!“ Liebe Männer! Für mich ist ein Mann erst ein Mann, wenn er den Mut hat, seine Gefühle zu zeigen. DAS ist für mich eine Stärke und keine Schwäche. Ich kann ein Mann erst als vollwertig anerkennen, wenn er seine männliche und seine weibliche Seite lebt, wenn er sich traut, auch mal Verletzlichkeit zu zeigen und wenn er durch das damit korrelierende Gefühl der Machtlosigkeit geht. Dann fühle ich mich verbunden. Dann fühle ich Augenhöhe. Dann kann ich einen Mann wirklich lieben.

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